1938–2015

Kurt Holl – ein politisch verfolgter, unbequemer Kölner

Im Kontext des Radikalenerlasses war Kurt Holl ein prominenter Fall politischer Verfolgung in Köln. Der Erlass wurde 1972 eingeführt und hatte das Ziel, Personen, die als „verfassungsfeindlich“ galten, vom öffentlichen Dienst auszuschließen. In der Praxis richtete sich diese Maßnahme vor allem gegen linksorientierte Lehrkräfte, Beamte und Bewerber für den öffentlichen Dienst.¹

Kurt Holls politische Aktivitäten und ihre Folgen

Kurt Holl war ein engagierter politischer Aktivist und Pädagoge. Während seines Studiums an der Universität zu Köln war er in der Studentenbewegung aktiv und schloss sich dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) an, einer linken Organisation, die sich für soziale Gerechtigkeit, Friedenspolitik und die Demokratisierung der Gesellschaft einsetzte. Er beteiligte sich unter anderem an Protesten gegen den Vietnamkrieg und engagierte sich für Bildungsreformen.

Nach Abschluss seines Studiums wollte Holl als Lehrer arbeiten. Doch 1974 wurde ihm die Übernahme in den Schuldienst verweigert, mit der Begründung, er sei wegen seiner politischen Aktivitäten „charakterlich ungeeignet“. Diese Entscheidung fiel im Zuge des Radikalenerlasses, der gezielt gegen Personen mit linken Überzeugungen angewandt wurde.

Der Rechtsstreit um sein Berufsverbot

Holl ließ die Entscheidung nicht auf sich sitzen und zog vor Gericht. Er führte einen zweijährigen Rechtsstreit, um doch noch in den Schuldienst aufgenommen zu werden. Während dieser Zeit erhielt er Unterstützung von Kollegen, Schülern und politischen Mitstreitern. Sein Fall wurde zu einem Symbol für den repressiven Umgang des Staates mit linken Intellektuellen.

Schließlich gewann er den Prozess und durfte doch als Lehrer arbeiten. Dies war eine der wenigen erfolgreichen Klagen gegen die Umsetzung des Radikalenerlasses.

Spätere Aufarbeitung und Engagement

Nach seinem Sieg vor Gericht blieb Holl weiterhin ein engagierter Lehrer und setzte sich für soziale Gerechtigkeit ein. Er kämpfte für die Rechte von Minderheiten, Migranten und politisch Verfolgten.

Besonders wichtig war ihm die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, wofür er sich unter anderem in der Gründung des NS-Dokumentationszentrums im EL-DE-Haus in Köln engagierte.

Sein Fall wurde später als Beispiel für die ungerechte Anwendung des Radikalenerlasses anerkannt. In Niedersachsen wurde 2016 eine Kommission zur Aufarbeitung der Berufsverbote eingerichtet, die sich mit ähnlichen Fällen befasste.

Mehr über Kurt Holl kann man auf seiner Homepage erfahren, die von seinen Söhnen zu seinen Ehren gepflegt wird: http://kurt-holl.de/ ↩︎