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1955

Politische Verfolgung des Journalisten Karl Wilhelm Fricke

Karl Wilhelm Fricke (1929–2021) war ein bedeutender Journalist und Publizist, der sich kritisch mit dem SED-Regime der DDR auseinandersetzte. Sein Wirken ist eng mit Köln verbunden, da er nach seiner Freilassung aus DDR-Haft für den Westdeutschen Rundfunk (WDR) arbeitete.1

Hintergrund und Entführung

Fricke berichtete ab den frühen 1950er-Jahren für RIAS Berlin (Radio im amerikanischen Sektor) über Menschenrechtsverletzungen, politische Verfolgung und die Strukturen der DDR-Staatssicherheit. Seine kritischen Analysen machten ihn zum Feindbild der SED.

Im April 1955 wurde Fricke in West-Berlin von Stasi-Agenten unter Führung von Erich Mielke (später Stasi-Chef) entführt. Die Täter lockten ihn unter dem Vorwand eines Interviews in eine Falle. Er wurde in die DDR verschleppt und dort inhaftiert.

In einem inszenierten Schauprozess wurde er wegen angeblicher „Spionage“ zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Haft verbrachte er unter brutalen Bedingungen im Gefängnis Bautzen II, einem berüchtigten Stasi-Knast.2

Internationale Reaktionen

Seine Entführung löste internationale Empörung aus. Westdeutsche Medien, Politiker und sogar der US-Kongress forderten seine Freilassung. Die DDR gab schließlich nach und entließ ihn nach 16 Monaten Haft im August 1956 im Austausch gegen einen DDR-Spion.

Wirken in Köln und Aufklärung der Stasi-Verbrechen

Ab den 1960er-Jahren arbeitete Fricke als Redakteur beim WDR in Köln und setzte seine investigativen Recherchen zur DDR fort. Er veröffentlichte Bücher wie „Die DDR-Staatssicherheit“ (1971) und deckte Strukturen der Stasi auf.

Nach der deutschen Einheit 1990 nutzte er seine Stasi-Akten, um die Hintergründe seiner Entführung und die gezielte Verfolgung durch das SED-Regime zu dokumentieren. Die Akten bestätigten, dass die Stasi ihn auch nach seiner Freilassung weiter observierte.3

Symbolfigur des Widerstands

Frickes Schicksal steht exemplarisch für die transnationale Repression der DDR: Die Stasi agierte auch im Westen, um Kritiker zu eliminieren – durch Entführungen, Einschüchterung oder Desinformation.

Bis zu seinem Tod 2021 blieb er eine Stimme der Aufklärung über die SED-Diktatur. In Köln und bundesweit wurde er als Mahner gegen politische Unterdrückung geehrt.

  1. https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/stiftung/gremien/karl-wilhelm-fricke ↩︎
  2. https://www.stsg.de/cms/biographie/karl-wilhelm-fricke ↩︎
  3. https://germanhistorydocs.org/de/ein-neues-deutschland-1990-2023/karl-wilhelm-fricke-ueber-die-enquete-kommission-zur-aufarbeitung-der-sed-diktatur-rueckblick-2017 ↩︎
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