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1906–1945

Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer und seine Theorie der Dummheit

Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) war ein deutscher evangelischer Theologe, Pastor und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er wuchs in einer wohlhabenden und intellektuellen Familie auf und studierte Theologie in Tübingen und Berlin. Schon früh entwickelte er ein tiefes Interesse an ethischen Fragen und der Rolle des Christentums in der Gesellschaft.

Widerstandskämpfer gegen Hitler

Während der NS-Zeit stellte sich Bonhoeffer entschieden gegen Adolf Hitler und die Gleichschaltung der Kirche. Er war Mitbegründer der Bekennenden Kirche, die sich gegen die staatliche Kontrolle der Kirche durch die Nazis wehrte. 1939 bot sich ihm die Möglichkeit, in die USA zu emigrieren, doch er kehrte bewusst nach Deutschland zurück, um den Widerstand zu unterstützen.

Bonhoeffer war in die Attentatspläne gegen Hitler involviert und wurde 1943 verhaftet. Nach zwei Jahren Haft wurde er am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet – nur wenige Wochen vor Kriegsende.

Die Theorie der Dummheit

Bonhoeffer formulierte seine „Theorie der Dummheit“ in seinen Briefen aus der Haft.1 Er argumentierte, dass Dummheit gefährlicher sei als Bosheit, weil sie sich nicht durch Argumente widerlegen lasse. Ein böser Mensch könne durch rationale Überzeugung zur Umkehr bewegt werden, aber ein dummer Mensch verschließt sich der Realität.2

Laut Bonhoeffer ist Dummheit nicht einfach ein intellektueller Mangel, sondern ein moralisches und soziales Problem. Sie entsteht besonders in Zeiten kollektiver Massenbewegungen und autoritärer Herrschaft, wenn Menschen dazu neigen, Verantwortung abzugeben und kritiklos der Masse zu folgen.

Bonhoeffers Fazit: Dummheit kann nicht durch Belehrung, sondern nur durch Befreiung überwunden werden. Ein Mensch wird erst wieder vernünftig, wenn er aus der Fremdbestimmung entlassen wird und wieder eigenständig denken kann.

Seine Überlegungen sind auch heute noch hochaktuell, insbesondere im Umgang mit Populismus, Fake News und der Manipulation der öffentlichen Meinung.

Bezüge zur heutigen Zeit

Populismus

– Populistische Bewegungen nutzen oft einfache Feindbilder und emotionale Argumente, um Menschen zu mobilisieren.
– Bonhoeffer erkannte, dass Dummheit nicht zwangsläufig mit Intelligenz zusammenhängt, sondern mit einer Art „mentaler Gefangenschaft“. Populistische Rhetorik fördert genau dieses Phänomen, indem sie kritisches Denken durch einfache Lösungen ersetzt.

Fake News & Verschwörungstheorien

– Viele Menschen neigen dazu, Fehlinformationen zu glauben, wenn diese ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen.
– Bonhoeffer beschrieb, dass dumme Menschen sich oft nicht von Fakten überzeugen lassen, weil sie nicht auf eigene Erkenntnisprozesse angewiesen sind, sondern auf das, was „ihre Gruppe“ sagt.

Manipulation der öffentlichen Meinung

– Autoritäre Systeme (aber auch manche Demokratien) nutzen gezielt Propaganda, um Menschen in eine gedankliche Passivität zu drängen.
– Bonhoeffer sah darin eine große Gefahr: Menschen geben ihre Verantwortung ab und lassen sich steuern, ohne es zu merken.

Lösungen nach Bonhoeffer

Bonhoeffer betont, dass Dummheit nicht durch Belehrung bekämpft werden kann, sondern durch Befreiung – also durch die Wiederherstellung von Selbstständigkeit und Verantwortung.
Das heißt heute:
– Förderung von kritischem Denken und Medienkompetenz
– Stärkung demokratischer Strukturen
– Ermutigung zur offenen Debatte statt Meinungsblasen

Bonhoeffers Theorie der Dummheit

Video von Sprouts Germany

  1. https://www.dietrich-bonhoeffer.net/werk/band/8/widerstand-und-ergebung/ ↩︎
  2. Widerstand und Ergebung, DBW Band 8, Seite 26 ff. ↩︎
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