Wirtschaftliche Interessen und Stabilität
Das Bürgertum, insbesondere das Besitz- und Bildungsbürgertum, profitierte von der wirtschaftlichen Stabilität, die Preußen in den Rheinlanden etablierte. Köln war ein wichtiges Handels- und Wirtschaftszentrum, und die preußische Verwaltung sorgte für eine effiziente Infrastruktur, ein zuverlässiges Rechtssystem und die Förderung von Handel und Industrie. Diese Rahmenbedingungen waren für das Bürgertum entscheidend, da sie Planungssicherheit und wirtschaftliches Wachstum ermöglichten.
Rechtssicherheit und Verwaltung
Preußen führte in den Rheinlanden ein modernes Verwaltungssystem ein, das auf Rechtssicherheit und Bürokratie basierte. Dies war ein großer Fortschritt im Vergleich zur vorherigen französischen Besatzungszeit, die zwar auch Reformen gebracht hatte, aber von politischer Instabilität geprägt war. Das preußische Justizsystem garantierte Eigentumsrechte und schützte die Interessen des Bürgertums, was dessen Unterstützung für die preußische Herrschaft stärkte.
Angst vor Revolution und sozialen Unruhen
Das konservative Bürgertum fürchtete die sozialen und politischen Unruhen, die mit liberalen und revolutionären Bewegungen einhergingen. Die Französische Revolution und die Napoleonischen Kriege hatten gezeigt, dass radikale Veränderungen oft zu Chaos und Unsicherheit führten. Daher bevorzugte das Bürgertum die Ordnung und Stabilität, die Preußen bot, auch wenn dies mit politischer Unterdrückung und Einschränkungen der Freiheitsrechte verbunden war.
Unterstützung für die Restauration
Das konservative Bürgertum unterstützte die Restauration und die Karlsbader Beschlüsse, da sie die bestehende soziale und politische Ordnung sicherten. Liberale und nationale Bewegungen, die eine demokratische Verfassung und die Einheit Deutschlands forderten, wurden als Bedrohung für die Privilegien des Bürgertums angesehen. Daher arbeiteten viele Bürgerliche eng mit der preußischen Regierung zusammen, um oppositionelle Kräfte zu unterdrücken.
Kulturelle und religiöse Bindungen
In Köln spielte auch die enge Verbindung zwischen dem konservativen Bürgertum und der katholischen Kirche eine Rolle. Die Kirche unterstützte die preußische Herrschaft, solange diese die religiösen und sozialen Traditionen respektierte. Das Bürgertum, das oft tief in der katholischen Kultur verwurzelt war, sah in Preußen einen Garanten für die Bewahrung dieser Werte.
Ambivalenz und Widersprüche
Trotz der Unterstützung für Preußen gab es auch Ambivalenzen innerhalb des Bürgertums. Einige liberale Bürgerliche forderten politische Reformen und mehr Mitbestimmung, während andere die konservative Linie bevorzugten. Diese Spannungen wurden besonders während der Revolution von 1848 sichtbar, als Teile des Bürgertums für liberale Reformen eintraten, während andere an der Seite der preußischen Regierung blieben, um die Ordnung zu bewahren.